Sonntag, 20. Januar 2013

Reise-Sankt Petersburg 2012

Ich reagiere mit allerlei organisatorischen Bewältigungen: Da ich eine Person ohne Reisepass bin, muss dieser beantragt werden. Also beantrage ich, und ich bekomme auch. Auf der Rückreise aus Stockiholmi laufe ich noch schnell in der deutschen Botschaft in Tallinn vorbei und freue mich, Besitzerin eines Jahresreisepasses zu sein. Visa-Informationen brauchen wir und Routenpläne und zwischendurch schließt sich uns Jan an und wir sind schon zu dritt. Visa lassen wir uns organisieren und zu mir nach Deutschland schicken und am zehnten Januar zweitausendzwölf verpasse ich meines Bruders Geburtstag und fahre morgens um zwei in Hamburg los um mich nach Bremen kutschieren zu lassen und von dort aus nach Tallinn zu fliegen. Alle drei unserer Visa in der Tasche. Der Weg von Tallinn nach Tartu ist ja reine Routinesache die mir gewaltig das Herz umrührte. Von mir selbst verwirrt, komme ich in meiner alten Wohnung an, in der mittlerweile nur noch eine mir bekannte Person wohnt und zwar in meinem alten Zimmer und ich darf bei ihr schlafen in meinem alten Bett. Es wird viel getrunken, ich hole ja praktisch Jan und Anna in Tartu ab um mit ihnen dann wieder zurück nach Tallinn zu fahren und in Narva die ominöse Brücke, die über den Narva führt und Russland und Estland trennt und die ich bis dato nur einmal zu Besuch sah, zu übergehen. Ich tat die ersten Schritte meines Lebens im Außereuropaausland. Es war kalt und schön. Der vierzehnte Januar sah uns dann in Sankt Petersburg wo wir viel zu früh ankamen und fröstelnd überlegten, wie wir nun wohl zum Hostel kommen sollten. Die Findung eines Hostels und die Navigation dorthin oblag mir, und es sollte meine einzige organisatorische Aufgabe für die ganze Reise bleiben. Die bewältigte ich mit Bravour und war ganz von mir selbst begeistert denn das Hostel ist ein wunderbares mit netten Rezeptionseuten Weihnachtsbaum und ein paar ganz merkwürdigen Landsleuten. Mit diesen verbringen wir dennoch ein bisschen Zeit im Petersburger Nachtleben welches wirklich komisch ist und welches ich beobachtete weil ich ich bin und Anna und jan kickern. Der nächste Tag beginnt um spät und wir machen uns auf Wanderschaft. Meine Fersen sind von Lederreibereien geschunden und ich bekomme ein paar Schuhe aus Leinen und Plastik von Anna geliehen auf unbestimmte Zeit und ich muss mich entscheiden ob ich blutige hacken oder Gefrierzehen besser finde. Was wir also anwenden ist eine altbewährte Methode, allerbest geeignet zum Erkunden fremder Städte und eine wahrlich wundervolle Idee: Wir fahren Bus und Bahn und verfahren uns und finden nicht mehr zurück. Mein geistiges Auge sieht eine kurze Sequenz in schwarzweiß in dem wir uns Rückwegsinformationen mit Körperteilen und ein paar Organen erkaufen. Es sollte aber anders kommen. Wir ringen uns durch zu fragen und wedeln fremden Schaffnern mit unserem Stadtplan an der Nase herum. Bis sich Rettung einschaltet in Person einer jungen Frau die ein bisschen Englisch kann und uns bis ganz zur Innenstadt zurückbegleitet nachdem sie ein paar Schuhe für ihre Kinder besorgt. Wir sind dankbar und laufen nach dieser Wirrfahrt mit aufgewärmten Herzen zur Zwiebelturmkirche die in Schönheit den besten Fotos in nichts nachsteht. Wir kaufen ein, kochen, essen und hängen rum. Bis es am nächsten Morgen zum Aufbruch schallt und wir beinahe den Flug verpassen durch eine falsche Abzweigung in der Informationskette 'Hostelrezeption-wir-Taxifahrer'. Wir sitzen jedoch irgendwann sicher angeschnallt im Flieger und sehen einen wunderschönen Überdenwolkensonnenaufgang. Oder ich sehe, die anderen beiden Schnarchnasen können ja schon unterwegs schlafen, ich muss das noch lernen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen