Mittwoch, 13. Februar 2013

Voyage No deux 2012


Nun blieb ich nicht zu Hause, nachdem ich sowieso schon so wenig Zeit dort verbrachte. Nein nein, im August lockte die Ferne wieder und zwar rief sie aus Schweden. Mit zwei weiteren Mädels ging also die Reise los, morgens früh um Schlafenszeit.  

Haus und Paradies.


Es galt, die Fähre aus Travemünde nach Trelleborg zu erwischen, und nach einigen hamburgischen Last-Minute-Reparaturen am betagten VW-Bus (T4) sattelten wir das Huhn und brummten los. Rudergirl Regina kennt die Strecke mit geschlossenen Augen und Drehwurm und wir ließen uns nicht lumpen sondern fuhren schnurstracks goldrichtig rauf aufs Boot. Fest verkeilt hieß es Alle Mann An Deck! Auf der großen Überfahrt besorgte ich mir den ersten und einzigen Sonnenbrand der Tour. Nun, was wir während der paar Stunden Aufenthalt an Bord taten: Wir brutzelten gehörig in der Sonne, lasen uns gegenseitig Karteikarten auf Französisch vor, spielten und ich ließ die zwei Grazien Einkaufen. Welch eine gute Idee! Zum Anglerglück fehlte uns nämlich noch die Angel. In weiser Voraussicht hatten wir alles andere im Gepäck (Angelschnur, Haken und Kreuzworträtselheft). Nun waren wir auch in dieser Hinsicht komplett.
Nach einer ruhigen, entspannenden Fährfahrt ging es also von Bord und schlichtweg geradeaus in Richtung Norden. Das Dalsland war unser Ziel, und wir verfolgten es rigoros. Bewunderten die herrliche Natur und sprangen kurz entschlossen in die Ostsee, Luftlinie gegenüber von Dänemark, lag irgendwie auf dem Weg. Weiter ging es, Schwedens West Coast entlang, und bald senkte sich die Sonne in Richtung Horizont. Es wurde dunkel, und die Steuerfrau fuhr eins A mit Sternchen mal mit Normallicht, mal mit Fernlicht und dazwischen in Intervallen auch mal ganz ohne Licht, weil es nicth leuchten wollte. Frohen Mutes verspeisten wir Rennautos aus Gummi aus der Weingummi-Ostersammlung und kamen tatsächlich irgendwann in Ed an, fanden unsere finale Destination allerdings nicht und wurden dann doch von unseren zwei Gastgebern am Wegesrand aufgesammelt. Im Konvoi à deux ratterten wir über Stock, Stein und Schlagloch und meinten hören zu können wie das Autochen langsam aber sicher desintegriert. War aber nicht so.
Ein Late-Night-Bier, eine Tour durch das Haus, welches wir die nächsten Tage unser Heim nennen sollten, Schlafsäcke ausgerollt und Handys aufgeladen und ab in die Koje: Ein ganzer Tag auf vier Rädern unterwegs zu sein raubte nicht nur dem Auto Kraft.
Der nächste Tag erstrahlte in holder Frische, Sonnenschein und Kaffeeduft. Windrauschende Baumkronen, Eilwolken am sonst blauen Himmel, wirrsurrende unzählige Insekten – Auf ins Abenteuer! Die Modalitäten: Ein Auto voll mit Leckereien, Wein und Weib. Ein Haus mit Wildwuchsgarten, fließend Strom und ohne Wasser. Ein hamburger Jung und vier hamburger Deerns.
Es folgte eine Woche Landidyll. Angeln und Blaubeeren und Pfifferlinge sammeln. Im See einmal Baden gehen, frischer Fisch und Armeen von Mücken. Ach ja, und die Special Guests betreuen: Ich hatte mir als besondere Freude zwei Hausarbeiten mitgenommen und war zeitweilig fleißig am Schreiben. Daher machte ich auch bei einigen Ausflügen einfach nicht mit: Ein paar Pfefferfindetouren mit Fischfangkombinat, eine Reise in den riesigen Nationalpark und damit vielleicht auch ein paar Schritte in Norwegen. Dafür kam ich mit ins Freilichtmuseum und fand heraus, dass ich genau 1,65 Meter groß bin. Und einmal Einkaufen war ich auch mit und fand heraus, dass Gurken ein sündhaft teurer Luxus sind für den man doch auch mal vier Euro pro Stück hinlegen kann. Oder warens doch fünf? Hm. Außerdem gab es im Haus das ein oder andere Mal ein ganz besonderes Event: die Guten Morgen Muskelkraft Girls (Regina, Katharina und ich) legten zwei Mal ihre einmalige Show auf die Dielen.
So hieß es jedoch irgendwann auch Adieu Håbol, Adieu Dals Ed, die Gastgeber reisen heim und wir gen Osten. Rein in den Bus und angeschnallt, wir machen uns auf die Reise ins Ungewisse!
Und rumpelten los. Bevor wir im Paradies ankamen mussten wir einige harte Prüfungen bestehen. Die Frontscheibe wurde mit Steinen bekannt, und die Beifahrerfensterscheibe stellte sich quer und wollte nicht mehr zugehen. Und das en passant einer Papierfabrik oder Müllverbrennungsanlage, und die stank mir gewaltig. Rudergirl Regina hatte den Skipperdreh raus und machte das Glas gefügig, mit ein bisschen sanfter Gewalt und der Anweisung, nicht mehr an der Kurbel zu drehen. Aye Aye, wird gemacht! Der Tag verging, wir saßen vergnügt im Auto und fanden am späten Nachmittag unser Paradies. Dies findet sich unweit eines offiziellen Campingplatzes doch wir Füchsinnen fuhren weiter und nisteten uns auf einem Wildcamp ein. Zelt aufgebaut, Menü zusammengestellt, Angel ausgeworfen und bald auch den Kocher aktiviert. Herrlich. Sich gegenseitig beglückwünscht, die Beine ausgestreckt und gemütlich am Glimmstengel gesogen. So ist das Leben doch schön! Und es war wirklich sehr, sehr schön. Und mir nachts ein wenig unheimlich, allein im Zelt, Elchen, Ottern, Bären, Füchsen, Schlangen und Campern ausgeliefert... Doch kann selbst das lauteste Herzklopfen bald nicht mehr wach halten und so entschlummerte auch ich irgendwann. Die anderen zwei hatten das Combi-Comfort-Ticket und sich einen Platz im Bett im Auto reserviert.
Und so ging es auch weiter, denn anstatt von Ort zu Ort zu hetzen gingen wir den Spaß entspannt an und blieben noch einen Tag im Paradies. Wenn man schon mal da ist. Und jede für sich machte ihre kleine Wanderung, die eine ging die ersten Schritte auf einem Boulderpath im Naturschutzgebiet, mit dem Klapprad Rad fahren und Holz sammeln, die anderen gingen Schwimmen und auch zu Fuß daher, bis man sich wieder traf und gemeinsam das Nachtmahl verputzte. Und am Feuer Zehen und Finger wärmte.

Paradies und Ingarö.


Der nächste tag jedoch sah uns wieder auf der Piste, hinan an den Vätternsee und mit Braus und Saus und immer unter hundert über die Autobahn. Bergauf, bergab, durch Wälder und Felder, und auch mal auf der Landstraße unterwegs erschließen wir Schwedens Mitte. Ganz ohne weitere Autoschäden zu vermelden und ständig mit der Frage eines Annäherungsversuches an Stockiholmi bedacht. Wir beshlossen einen Angriff von Westen zu starten und verfuhren uns ob eines Autobahnauffahrt-Wirrwarrs, der uns gen Norden trug wo wir nicht hin wollten. Wir hatten uns als Ziel die Schären-Idylle auserkoren und meinten auch, sie erreichen zu können.
Also Alle Mann umkehren! Wir schaffen das. Gesagt getan, es ging über Stock, Stein und Insel bis wir unseren Bus in einer handlichen Spontan - Parkbucht stehen hatten und zwar, soweit das in Retrospektive eruiert werden kann, auf der Ingarö-Halbinsel in Björkvik bei einem Yachthafen. Bis wir dort waren, hieß es zwei kleine Inseln zu überqueren, die jeweils mit einem Fährtransport erreicht wurden. Sympathisch, die Sonne lachte uns zu und wir tauften drauflos. Angekommen blieb das Zelt gut verpackt im Kofferraum; es war schon Zwielicht und außerdem war die einzige Chance, es aufzubauen, der Strand; und auf Sand soll man ja nicht bauen. Deswegen wurde nach einem kleinen Snack auf den Schären (ja, Saltkrokan, so schön.) die Waterkant erklommen. Das Pferd setzte sich irgendwann und Hund und Katz seilten sich ab in Richtug weiter. Wohlan denn, dem Fahrtwind beraubt bemerkt nun das Pferd dass es Ziel eines beharrlichen Mückenangriffs wird dem selbst das verwegene Rauchen einer Zigarette keinen Einhalt gebieten kann. Hund und Katz sind bald wieder da und bemerken es auch. Es wurde also zum Rüclzug geblasen und, angestrengt nach soviel Wandersport, beschlossen das Meer mit unseren Muskeln zu zieren. Weiter als bis zum Brustbein gingen wir allerdings nicht hinein, und wateten als drei Eisblöcke wieder an Land.
Und begaben uns in Richtung Auto, während wir noch über das durch die Luft zur Hafenromantik getragene Wummern Lösung a) einer Hausparty oder Lösung b) eines Clubs rätselten. Die verwegene Camperin fand ausgestreckt über Fahrer- und Beifahrersitz in der Holzklasse Platz mit der Anweisung, im Schlaf nicht die Handbremse zu lösen. Die größere Gefahr war, dass das Auto aufgrund der Schräglage der Straße seitlich umkippt. So schlummerten wir die Nacht hindurch bis uns die Sonne wachküsste.
Bewaffnet mit Kaffekrams und Frühstücksei wanderten wir in Richtung Schären und siehe da, wir sollten nicht die einzigen sein. Wir konnten tatsächlich von Glück sprechen, dass wir einen Platz bekamen. Wie die Robben lagen sonnengebrannte Segler auf ihren Handtüchern und sonnenbrannten sich, und dabei sollte es nicht bleiben. Kauender Kiefer bestaunten wir die Schären-Sonntagsroutine: Linienbusladungen von grazienbeinigen Schwedinnen, und ein paar werbemuskulösen Schweden, wurden am Wendehammer vor Felsbeginn ausgespuckt und mehr und mehr Robben setzten sich darnieder um zu erbraunen. Kein Wunder, sag ich da nur.  

Stockiholmi und Helgö.


Nun denn, wir räumten bald das Feld und setzten unsere Reise fort: Stockiholmi sollte besucht werden. Ein paar Kilometer außerhalb des Stadtzentrums parkten wir unser Gefährt und fuhren los mit dem Bus und ich freute mich, wieder an Gustav af Klint vorbeizufahren, dem Bootchen das ich für zwei Nächte mein Heim nennen durfte. Damals lag Schnee, nun brüllte die Sonne vom Himmel. Ausgestiegen und die Lage gepeilt: Ich wusste wo's langging. Frohen Fußes also machten wir uns auf den Weg ins Zentrum der Hauptstadt und siehe da, sie war um einiges voller als damals im Winter. Einige Tore mehr standen der Öffentlichkeit offen und wir besuchten kurioserweise die selben Touristen-Shops wie damals. Und beschlossen, eine Kanu-Tour durch die Schären zu machen. Ab in die S-Bahn mit uns drei Grazien, und wir fanden was wir wollten: Den Kanuverleih ohne Kanus. Nach Schmaus auf dem Anlegersteg griffen wir das erste Kanu ab das wiedergrbracht wurde und los ging's! Ahoi, wir paddeln los. Und bemerken dass wir nie und nimmer auch nur ansatzweise aus dem Kuddelmuddel an Inselchen hinausgepaddelt kommen und steckten unsere Ziele immer weiter runter. Außerdem mussten wir irgendwann das ganz große Fahrwasser verlassen weil das Huntje misstrauisch gegenüber großen, schnellen Wellenproduzenten wurde. Glücklicherweise sind wir wissenschaftlich extrem bewandert und haben schon einige Erfahrung mit der Paddelei, also wissen wir was zu tun ist und stabilisieren das Kanu permanent. Und sonnen uns an einem Steg und singen was das Zeug hält. Und fahren irgendwann sonnengewärmt wieder zurück zum Bootshaus und dann zur Stadt und dann zum Auto und dann geht’s wieder ab auf die Piste.
So widerwillig Stockiholmi uns hereinlassen wollte, so wenig schien ihm unsere Abreise zu gefallen. Wir verfuhren uns ein bisschen und schafften dann den Abstieg in Richtung Süden, wo wir nach ein paar Stunden Fahrt irgendwann verweifelt nach einer Unterkunft suchten. 'No Camping' begegnete uns allzu häufig, doch ein Gutes hatte die Suche: Wir sahen uralte kleine Dörfchen und eine fliehende Elchkuh. Vielleicht war es auch ein kleines großes Elchkalb. Es war auf jeden Fall ungeweiht und groß. Und schnell außer Sichtweite des orangenen Blitzes. Wir fanden irgendwann einen Platz als es schon dunkel war. Ich baute mein Zelt aus Versehen halb auf Blåbären auf und wir bemerkten bei Sonnenaufgang, dass wir uns auf einem Camping-Komplex befanden wor wir mit einigen anderen Bussen oder Caravans genächtigt hatten. Ein erhabenes Felsenfrühstück später ging es uns an die Wäsche: Herrliche Augenblicke für Body and Soul. Von einem nicht ganz Pott-Akzentfreien halbstarken Halbstarken erfuhren wir, dass der Campingplatz schon für 2 Wochen besiedelt wurde aber bald zur Abfahrt gepustet würde.  

Mücken.


Adieu, Helgö! Wir fuhren auch bald ab und zwar war der Plan, in Gotland das gute Klima zu genießen. Der Plan scheiterte kläglich am Budget, mehr als 200 Euros sollte der Spaß uns kosten, und das konnten wir uns nicht erlauben. Dafür durften wir in der Fährinformation unsere Wasserflaschen wieder auffüllen, was auch bitter nötig war. Nun, wir fuhren weiter gen Süden und Westen, auf der Suche nach einem geeigneten Örtchen. Die Suche trieb uns weiter und weiter ins Landesinnere wo wir gar nicht hinwollten, und in der Abenddämmerung reisten wir durch ein immens großes Waldgebiet (es wurde uns vorher empfohlen, vor Allem dass man dort sehr gut Angeln konnte) an Phantom-Dörfern vorbei und irgendwann an einen Badesee. Dort war es sehr schön, jedoch voller Mücken. Wenn Ingarö schon mäßig nervig war, sollten wir hier unser Mücken-Nemesis finden. Es war nicht zum Aushalten. In userer Eile, umzuparken (da musste irgendwo ein Mückennest sein), nieteten wir den Autoeigenen (schon etwas zermöbelten) Aschenbecher um und bemerkten, dass wohl überall Mückennester waren. Nach einem kurzen Pow-Wow machten wir uns klar zum Schwimmen und dann zum Kochen, und während wir unsere Utensilien zurechtlegten und -trugen fuhr die schwedische Camping-Mafia mit drei Wagen auf. Wir wussten: Die verstehen keinen Spaß. Sie stiegen aus und fragten uns, ob ihr Höllenhund uns stören würde. Nein nein, alles in Ordnung. Beinahe mauloffen starrten wir wie innerhalb von drei Minuten ein Feuer im Gange war, die Zelte aufgebaut und das Fleisch am brutzeln. Nun denn, ich baute mein eigenes Zelt auf und gesellte mich zu den anderen zweien. Etwas schüchtern ob der uns eben vorgestellten Kompetenz watschelten wir zum Camping-Kocher und kreierten eine herrliche Spezialität, und wir aßen vielleicht alle zum ersten Mal in unserem Leben Insekten. Während der Bulgur garte, tanzte Regina um Katharina mit dem Mücken-Schicksal herum und erledigte alles, was da surrte. Von dem Die Hälfte ins Essen fiel. Womöglich gab das unserer Diät einen extra-Eiweiß-Boost. Freundlicherweise wurden wir von den Profi-Campern ans Feuer eingeladen und dort verspeisten wir unser Knoblauch-Mücken-Bulgur und soffen uns gegenseitig tüdelig: Alles eine Guerilla-Mücken-Abwehr-Strategie. Am Feuer erfuhren wir zwei interessante Neuigkeiten: Die Mücken waren nicht immer so mörderisch drauf und auch nicht so zahlreich, wir hatten nur das Glück, in einer Post-Überschwemmungsphase dort zu sein. Post-Überschwemmungsphase heißt also, dass die vielen kleinen Frischmücken umso gieriger saugen weil sie noch große und starke Mücken werden wollen und es gab ihrer so viele weil die Überschwemmung so überwältigend war. Außerdem wurden wir weiterempfohlen nach Öland: Dort sollte es am nächsten Tag hingehen. Wenn schon nicht Gotland, denn eben Öland. Hauptsache Eiland.  

Öland.


Der nächste Tag sah uns mit Sack und Pack den Berg hoch zum Aussichtspunkt stapfen und dort ein geziemtes Mahl zu verspeisen. Und wieder ein bisschen Urzuschreien.
Dank der Kutscherin guten Navigationskenntnisse fuhren wir auch in die richtige Richtung aus dem Wald heraus und nicht weiter hinein. Der Aschenbecher war nun eine Pul-Moll Zitronendose, und meine Mückenstiche zu blauen Flecken mutiert. Reine Routinesache. Kenn ich, kann ich. Bald finden wir also Öland und auch die Brücke dorthin, eine sehr gute Sache, die. Und weil wir spontan und verrückt sind, gehen wir zum Loppis und finden alle drei wunderbare Mitbringsel. Auf des Loppis' Parkplatz sollte folgendes geschehen: Eine schicksalshafte SMS fand ihren Weg in Reginas handy und informierte uns über zwei Dinge. Darüber, dass Regina Geburtstag hatte, und darüber, dass wir am nächsten Tag die Fähre in Trelleborg bekommen mussten.
Und wir zerbrachen uns natürlich den Kopf darüber, wie das bloß passieren konnte. Katharina fasste das Ganze sehr treffend zusammen: Es war so schön, dass wir die Zeit vergaßen.
Fortan war Regina Bestimmerin und sie bestimmte dann auch, dass wir uns das Schloss ansehen, das sie den ganzen Tag Rennautos essen darf und dass wir gefälligst Flusskrebse mit Weißwein essen. Da wir es nicht geschafft hatten, uns einladen zu lassen, mussten wir selbst bezahlen, und so kauften wir groß bei Nisses Fisk ein. Der Empfehlung des Herrn am Lagerfeuer des Abends zuvor fuhren wir an der Kamelzucht vorbei und immer weiter auf einer holprigen Piste bis wir mit gefühlt zerbochener Vorderachse einen guten Platz fanden. Es nieselte und regnete vielleicht auch, Fakt war dass es aus vollster Kehle stürmte. Das konnte uns nun nicht abhalten: Wir parkten (ich baute mein Zelt wieder nicht auf sondern buchte die Holzklasse) und stiefelten los, ans Ufer, um den Krebs zu verspeisen. Es war besonders lecker und wir urschrien. Und verbrachten den Rest des Abends mit der glücklicher- und überraschenderweise vom Geburtstagskind wieder gefundenen Flasche Wodka. Es folgte eine turbulente Nacht mit Ringelreigen und Musik, und Steineschmeißen.
Und der nächste Tag.
Trotz temporär aufwallender Panikattacken fanden wir die Fähre eins A astrein und pünktlich. Aßen unsere leckeren Weinblätter und setzten uns darnieder, neben zwei anderen deutschen Busfahrern, und glotzten TV. Herrlich. Und tranken ein Fläschchen Vino zum Abendbrot, und waren dann irgendwann auch in Alemania, und in Hamburg, und keine von uns wollte so richtig dass die Reise zuende war.

War sie auch nicht, denn ich wurde im Reisebus von meinen beiden Kumpaninnen zu Hause abgesetzt. Ein paar mehr Kilometer gemeinsam auf der Straße gewesen.

Sonntag, 20. Januar 2013

Reise Tartu-Helsinki 2011





Am siebenundzanzigsten achten zweitausenelf soll es also losgehen. Un das tut es auch; schnell noch dem Bruder einen Umschlag mit Dankeschön in die Hand gedrückt, den Eltern tschüss gesagt und beinahe zu spät ins Terminal gekommen... Wenn man bis um drei Wein trinkt und um sechs aufsteht ist das halt so. Hinein in den Flieger, Platz gefunden, rausgeguckt und angeschnallt. Spannung pur, was erwartet mich und was erwarte ich? Man weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Zwischenstop in Riga, sieben Stunden Aufenthalt. Was tun? Ich schultere mein Handgepäck und mache mich auf den Weg in die baltische Hauptstadt, ein Land entfernt von meinem Ziel. Die historische Altstadt wird beschaut und die Bremer Stadtmusikanten werden entdeckt. Das ganze dauert eineinhalb Stunden, und so fix wie ich reinfuhr fuhr ich aus der Stadt wieder raus. Eingecheckt und hingesetzt. Alles einsteigen, nach langem Warten geht es weiter und wir heben ab. Am Zielflughafen weiß ich nicht wohin, alles ist klein und nicht ausgeschildert und ich kann die Sprache nicht. Also lasse ich mich für fünf Euros zum Busbahnhof fahren, war nicht nötig und viel zu teuer. Bald habe ich auch ein Ticket für den Bus, der mich zur heutigen Ziel-und Endhaltestelle fahren soll. Zweieinhalb Stunden später bin ich auch da, nach viel hin und her mit meiner Tutorin, die ich ob plötzlichen hamburgischen Handyverlustes nicht erreichen konnte und die ich also verpasse. Den Weg zum Studentenwohnheim finde ich auf Anhieb mit nur einmal nachfragen und werde gespannt erwartet, von meiner Zimmermibewo Svenja die sich sofort über mein weniges Gepäck wundert. Nach einigen offiziellen Wegen bin ich auch endlich angekommen im Wohnheim und weiß sogar die Namen aller fünf Mitbewohnerinnen. Auch, dass ich mich schwertu mit Kontakteknüpfen, aber das weiß ich sowieso. Zum wiederholten Male wirft sich mir also die Realisierung dessen ins Gesicht. Nun denn. Nach einigen durchzechten Nächten also sitzen wir auf dem Flur des Wohnheimes und ich frage in die Runde wer hat Lust nach Helsinki hinüberzufahren? Es meldet sich Anna die ich schon ein wenig kenne und wir verabreden uns.
Freitags lohnt es sich nicht ins Bettchen zu springen wenn man um zwei Uhr am Samstag den Bus nach Tallinn besteigt also schliefen wir nicht sondern fuhren einfach los. In Tallinn im Fährhafen wird ein kleiner Frühstückshappen zu sich genommen und der Morgensonnenaufgang bewundert. Auf Bänken im sich langsam füllenden Fährterminal gedöst und irgendwann das Eincheck-System verstanden, ganz knapp bevor es zu spät ist. Hinauf auf die Fähre und Musik auf die Ohren, raus aufs Deck. Ahoi! Wind von achtern mit der Sonne im Gesicht, was gibt es schöneres als das ewige Geschrei der Möwen. Die Fähre füllt sich langsam, im Kaufmannsladen gibt es keinen Riesenlolli aber dafür Kaffee im Bistro und von dem wird sich ein Schluck gegönnt bevor wir uns einen Platz im Casino sichern damit ich Anna beim Schlafen zuschauen kann, und das Wasser beobachten. Trotz der hypnotischen Bewegungen des Ostseewasserspiegels in meinen Augen finde ich den Weg nicht ins Land der Träume. Träume sind Schäume, obendrauf. Irgendwann laufen wir in den Helsinki-Heimathafen ein und tapern Biertrolley-Finnen hinterher zum Ausgang. Tere tulemast! Wir sind also da. Weder in unseren Köpfen noch in unseren Taschen befindet sich ein einziger Plan und wir tun das, was in unserer Situation wohl jeder täte: Wir schlendern über einen Markt am Hafen, ich besorge mir eine Mütze und wir stiefeln los. Zur Kathedrale und zum Hauptbahnhof, von dem aus wir uns in eine Straßenbahn setzen und einfach losfahren. Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Supermarkt begeben wir us wieder zum Bahnhof, wo uns die Gunst der Spendierstunde etwas zu Essen besorgt. Während Fahrkartenlösungswartezeit genehmigen wir uns also einen Snack und beschließen, nach Turku zu reisen. Helsinki bietet uns keine adäquate Übernachtungsmöglichkeit. Probieren wir es eben ein Haus weiter. In Turku kann uns selbst die freundliche Bahninformationszentrumsangestellte nicht weiter helfen und wir tun, was wir sowieso schon können. Wir machen eine Stadtrundfahrt und nutzen die uns mit der Fahrkarte verkaufte Zeit optimal. Turkus Sehenswürdigkeiten werden mit Sehen gewürdigt, der Tag ist schön und auf dem Fluss schwimmen riesige Plastikmöwen deren Zweck und ästhetischer Anspruch uns irgendwie entwischt. Und wenn wir schonmal zu später Stunde in Turku sind, trinken wir ein Bier in einer Bar und werden angequatscht und auf einen Club verwiesen, den wir gar nicht besuchen. Es stellt sich heraus, dass wir auch in Turku wohl ohne Dach über dem Kopf auskommen müssen und wir fragen uns, was wir mit dem Rest der Nacht wohl anfangen können. Die zündende Idee kommt alsbald und wir gehen ins Kino. Es gibt lauter Filme auf Finnisch und nur einen Film auf Englisch. Der ist dafür aber in 3D damit man die fliegenden Körperteile und diversen fatalen Fleischwunden besser sehen kann. Dafür ist es warm und man kauft den Besuch in Herzhausen gleich mit. Doch irgendwann spuckt uns der Filmpalast wieder aus und jetzt? Ein Stadtbummel? Nein nein, ganz falsch. Hesburger sieht so einladend aus also stellen wir uns für den heiß geliebten Falafelburger und eine gepflegte Tasse Schwarztee an. Allerdings schließt auch der Schnellfraßladen irgendwann seine Türen also stiefeln wir durch die Nacht und spielen lustige Spiele mit Zebras. Einen guten Abschnitt Turkus samstagnächtlichen Charmes lassen wir auf dem Bahnsteig auf uns niedersinken. Anna schläft auf einer Bank, ich übe Tanzen Kniebeugen Musikhören und Frieren. Unsere traute Zweisamruhe wird nach gefühlten drei Wochen Nachtkälte von einem Betrunki unterbrochen der Anna aufweckt, welche in ihre Arme eingewickelt erstmal gegen den geparkten Zug torkelt während sie im Hier und Jetzt ankommt. Gemeinsam wach beschließen wir, uns Turku noch einmal genauer anzuschauen und entdecken 40Zonen, schaurigschummrige Sträßchen und Holzhausinnenhöfe. Und dann geht’s wieder los zurück nach Helsinki, wo einst geplant war den Tag zu versaunen. Stattdessen machen wir eine Schärenrundfahrt; ich lasse mir den Wind in die Ohren wehen mit meiner neuen Mütze und Anna sitzt unter Deck und friert ein wenig vor sich hin, döst und schaut fenstergefilterten Schärenseglern beim Kreuzen zu. Und dann gönnen wir uns ein paar Stunden Ruhe auf dem Rasen vor der russisch-orthodoxen Kirche, von dem aus wir dann direkt wieder auf die Fähre steigen die uns über die Ostsee zurück nach Tallinn schaukelt. In der Dance Lounge. Hurra. Und als wir im Wohnheimseingang stehen fragt mich Anna ganz unverblümt ob ich mit ihr nach Baku fahren möchte denn, kaputt wie unser kleiner Ausflug war, ihr hat er wunderherrlich gefallen. Ich fühlte mich gebartpinselt. Und ich sage dass ich, wenn's das gute Portemonnaie erlaubt, gern mitkomme und schließen einen mündlichen Vertrag mit Handschlag ab. Und als ich in meinem Zimmer herausfinde, was Baku ist, weiß ich auch nicht so genau wie ich darauf reagieren soll.

Reise-Sankt Petersburg 2012

Ich reagiere mit allerlei organisatorischen Bewältigungen: Da ich eine Person ohne Reisepass bin, muss dieser beantragt werden. Also beantrage ich, und ich bekomme auch. Auf der Rückreise aus Stockiholmi laufe ich noch schnell in der deutschen Botschaft in Tallinn vorbei und freue mich, Besitzerin eines Jahresreisepasses zu sein. Visa-Informationen brauchen wir und Routenpläne und zwischendurch schließt sich uns Jan an und wir sind schon zu dritt. Visa lassen wir uns organisieren und zu mir nach Deutschland schicken und am zehnten Januar zweitausendzwölf verpasse ich meines Bruders Geburtstag und fahre morgens um zwei in Hamburg los um mich nach Bremen kutschieren zu lassen und von dort aus nach Tallinn zu fliegen. Alle drei unserer Visa in der Tasche. Der Weg von Tallinn nach Tartu ist ja reine Routinesache die mir gewaltig das Herz umrührte. Von mir selbst verwirrt, komme ich in meiner alten Wohnung an, in der mittlerweile nur noch eine mir bekannte Person wohnt und zwar in meinem alten Zimmer und ich darf bei ihr schlafen in meinem alten Bett. Es wird viel getrunken, ich hole ja praktisch Jan und Anna in Tartu ab um mit ihnen dann wieder zurück nach Tallinn zu fahren und in Narva die ominöse Brücke, die über den Narva führt und Russland und Estland trennt und die ich bis dato nur einmal zu Besuch sah, zu übergehen. Ich tat die ersten Schritte meines Lebens im Außereuropaausland. Es war kalt und schön. Der vierzehnte Januar sah uns dann in Sankt Petersburg wo wir viel zu früh ankamen und fröstelnd überlegten, wie wir nun wohl zum Hostel kommen sollten. Die Findung eines Hostels und die Navigation dorthin oblag mir, und es sollte meine einzige organisatorische Aufgabe für die ganze Reise bleiben. Die bewältigte ich mit Bravour und war ganz von mir selbst begeistert denn das Hostel ist ein wunderbares mit netten Rezeptionseuten Weihnachtsbaum und ein paar ganz merkwürdigen Landsleuten. Mit diesen verbringen wir dennoch ein bisschen Zeit im Petersburger Nachtleben welches wirklich komisch ist und welches ich beobachtete weil ich ich bin und Anna und jan kickern. Der nächste Tag beginnt um spät und wir machen uns auf Wanderschaft. Meine Fersen sind von Lederreibereien geschunden und ich bekomme ein paar Schuhe aus Leinen und Plastik von Anna geliehen auf unbestimmte Zeit und ich muss mich entscheiden ob ich blutige hacken oder Gefrierzehen besser finde. Was wir also anwenden ist eine altbewährte Methode, allerbest geeignet zum Erkunden fremder Städte und eine wahrlich wundervolle Idee: Wir fahren Bus und Bahn und verfahren uns und finden nicht mehr zurück. Mein geistiges Auge sieht eine kurze Sequenz in schwarzweiß in dem wir uns Rückwegsinformationen mit Körperteilen und ein paar Organen erkaufen. Es sollte aber anders kommen. Wir ringen uns durch zu fragen und wedeln fremden Schaffnern mit unserem Stadtplan an der Nase herum. Bis sich Rettung einschaltet in Person einer jungen Frau die ein bisschen Englisch kann und uns bis ganz zur Innenstadt zurückbegleitet nachdem sie ein paar Schuhe für ihre Kinder besorgt. Wir sind dankbar und laufen nach dieser Wirrfahrt mit aufgewärmten Herzen zur Zwiebelturmkirche die in Schönheit den besten Fotos in nichts nachsteht. Wir kaufen ein, kochen, essen und hängen rum. Bis es am nächsten Morgen zum Aufbruch schallt und wir beinahe den Flug verpassen durch eine falsche Abzweigung in der Informationskette 'Hostelrezeption-wir-Taxifahrer'. Wir sitzen jedoch irgendwann sicher angeschnallt im Flieger und sehen einen wunderschönen Überdenwolkensonnenaufgang. Oder ich sehe, die anderen beiden Schnarchnasen können ja schon unterwegs schlafen, ich muss das noch lernen.

Reise-Azerbaijan 2012


Wir kommen an und steigen aus und checken aus und lassen uns nach Baku taxieren wo wir an einer Ecke rausgeschmissen werden und irgendwann mit Sack und Pack in der Innenstadt landen wo uns niemand so wirklich weiterhelfen kann, oder wo uns eher jeder weiterhelfen kann aber dafür ganz woanders hin als jeder andere. So ungefähr. Es ist irgendwie schon rührend zu sehen wie zwei Leute den selben Straßennamen sagen und dabei in entgegengesetzte Richtungen zeigen. Im Endeffekt mussten nicht wir finden sondern wir wurden gefunden von der Hostelmama die uns einpackte und fast ganz bis zur Türe fuhr. Einchecken, duschen, rausgehen und angucken. Plötzlich realisieren dass wir in Baku Bay stehen Baby bei strahlendem Sonnenschein und es geschafft haben der mündliche Handschlagvertrag ist erfüllt und wir stehen auf der Promenade der Millionenstadt vor uns das Wasser die Riesenflagge weht und wir liegen uns in den Armen. Baclava essen und Tee trinken und Tural und Company treffen. Mit vielen Leuten in einem großen Kombi durch die Stadt fahren und uns alles alles anschauen und im Dunkeln funkeln die Lichter. Veggie essen mit Maks und Tural, Zungenbrechersprechversuche, Planen Lesen und Schlafen. Der nächste Tag sah eine Reise in die Anfänge des Stadtrandes vor um Informationen zu erheischen wie man am Besten nach Quba transportiert wird und wir sehen alle möglichen und unmöglichen Unterkünfte und mir wird klamm. Wir schaffen es tatsächlich zum Busbahnhof und sind nicht viel aber etwas schlauer als vorher und wandern zurück bis wir auf eine Metrostation treffen, von da aus fahren wir. Aserbaidschan befindet sich im Krieg mit Armenien deswegen darf man keine Fotos von Metrostationen machen und dort stehen auch Soldaten rum mit MG's. Bald sind wir auch wieder mit Maks und Tural unterwegs und zwar in den sogenannten kleinen Kaukasus an Ölfeldern vorbei gen Süden. Berge Berge Wasserfälle viel leckeres Essen Nert und Wodka. Irre Fahrten in der Dämmerung zu Wasserfällen, wir standen ihm irgendwann ganz nahe. Schwefelquellwasserverköstigung und Lokalinfos. Reifenpannen und Flaschendrehen und Cultures Clash und der Fluss wird besucht. Verkatert und besuchsunreif besuchen wir Tural's Mutti die sich riesig freut und kocht, mit der wir eine sehr beliebte und bekannte Kriegsserie schauen von der wir nichts verstehen. Turals Mutti ist super und wir übernachten prompt bei Tural. Und fahren nach Quba wo es Schnee gibt, In Baku ist es lediglich kalt und windig weil das Kaspische Meer jegliches Extremklima kaputt macht. Wir trinken Tee in einem Etablissement wo ich Yesterday singe mit Mikro und Neverending Karaokeschleife. Wir gahen zu einem Gebetshaus und werden eingeladen hineinzugehen und von Lokalansässigen angequatscht und wir lächeln viel. Und wandern durch Quba und nehmen irgendwann den Bus zurück nach BakubaQubaku. Nasse Füße. Treffen Tural und Company mit Ian den wir im Hostel kennenlernen und der aus Texas kommt und der einen Roman schreibt. Spielen Tischtennis in einer Spielhalle wo man alles mögliche spielen kann und wo keine Frau zu sehen ist nur Anna und ich. Trinken Tee. Anna und ich haben schon wieder einen mündlichen Vertrag abgeschlossen und wir sind aufgeregt waährend wir Tee trinken. Wir erkalten im Wasserbad ehemals Fontäne mit Lichteffekten es hätte großartig sein können doch die Fontäne war irgendwann aus und so ist es weniger nass aber nicht minder bekloppt. Schnell geht es zurück als Pitsch-Patsch-Pinguin, kalt und nass. Zu unserem Übel läuft uns eine voll funktioneirende wasserspeiende Fontäne über den Weg und wir überlegen nicht lange. Runter mit den Schuhen und hinein ins kühle Nass! Zu Hause wurde geniest und gefroren, von mir. Nun droht der Tag an dem die Karawane weiterzieht. Mit Sack und Pack fahren wir durch die Lande mit dem Nachtzug und schauen uns eine kleine Stadt in den Bergen an wo wir in der Altstadt umherirren und schon wieder einen herrlichen Sonnenaufgang miterleben dürfen, diesmal hatte die Sonne keine Wolken sondern schneebedeckte Berge zu überklimmen um sich sichtbar zu machen. Planlos wandern wir also in der Stadt umher und trinken Tee. Suchen uns eine Verbindung weiter in Richtung Georgien und stiefeln los den Berg rauf zu einem Kloster. Da ich persönlich nicht so die Wanderin bin lasse ich die anderen beiden Bergvagabunden etwas leiden uns fluche und beschwere mich und geben ihnen gegerell einfach ein bisschen was auf die Ohren. Kaufen ein Spiel.
Haben einen super Plan der nicht aufgeht, schaffen es nicht nach Georgien und blieben in Ganca stecken. Wir beschließen den Rückzug nach Baku und treiben Kellner in den Wahnsinn mit wirren Bestellungen und manischem Gelächter. Im Bahnhofscafé bekommt Jan einen Heiratsantrag geschenkt den er aber dankend und etwas betreten ablehnt. An Bord des Nachtzuges. Sieben Stunden Zwischenstop in Baku nach Ticketkauf hinüber ins Nachbarland. Da wir Kreativköpfe sind treiben wir Schabernack mit Jan bevor wir in den Zug steigen. Dort nimmt uns die Zugbegleiterin irgendwann unsere Pässe weg und ich bin krank. Jan und Anna spielen und ich weiß nicht was ich mit mir anfangen soll. Morgens geht es über die Grenze und ich könnte Erdbeeren töten. Irgendwie ist der Grenzübergang mit Passkontrolle schon aufregend, und das obwohl wir müde sind.

Reise-Georgien 2012


Nach drei Tagen ohne Dusche mit Kontaktlinsen und viel Nachtzuggefahre sind wir in Tbilisi, finden ein Hostel, lassen uns von Tom den wir in Baku kennenlernten und der uns eben dieses Hostel empfiehl die Türe aufmachen, duschen und sind da. Machen uns auf den Weg die Stadt zu erkunden und stolpern über ein Pantominetheater. Hinein! Wir sehen, und setzen uns. Zu uns gesellt sich ein Pantomimentheaterschauspieler und wir sprechen mit Händen. Wir werden weitergeleitet und begeben uns in ein Café, in dem mein Lieblingstier an der Leinwand hängt, neben einigen anderen Leingewändern. Außerdem verbringen wir den Rest des Tages damit, im benebelten und befrosteten Tropfnasenwetter einen Berg zu besteigen. Der aufmunternden Abenteueranna hinterher. Unter viel Fluchen und mit gefühlten ein Tausend Helferjanhänden, die vor sicherem Absturz helfen. Oben angekommen wird zelebriert und sich für einen Hafensprung verabredet. Hinabgestiegen und eine Kleinigkeit zu sich genommen und bald Sandro und Sandro getroffen, die uns in alter Manier ausführen und uns alles präsentieren was es so Erblickenswürdiges zu sehen gibt. Und es ist alles erblickenswürdig, wie wir lernen.
Außerdem wollen wir an dem Abend Klaviermusik lauschen und bekommen etwas ganz anderes: Elektronisch Komisch. Also tun wir was? Wir tanzen bis spät um früh und spannen im Hamam ent, zu dem wir fußläufig unterwegs sind und aus dem wir ganz zwanglos und wunderbar Eiergeduscht hinaustaumeln. Um herauszufinden, dass unsere Herbergseltern für uns kochten und wie sie kochten sie kochten ganz herrlich schmackhaft und ich wünschte ich könnte auch so kochen aber ich schaffe es einfach nicht. Wie konnten sie si wunderbar kochen in dieser Küche ohne Ofen mit eigenwilligem Flammengas? Tatsächlich kochte Mama. Und wir beschließen es ihnen gleich zu tun und planen groß hinaus auf Kartoffelsalat hin. Und gehen abends in eine Hookah Bar. Und weiter geht es in das Café Gallery und hinein in die tanzende Meute und hinein in eine Juwelierwerkstatt. Zurück nach Hause und ab in den Raucherraum wo mir Gerald von seinen Albträumen erzählt gegen die die meinen ein Ponyhof sind.
Chamäleoparden, Maulwürfe und Zauberstabbäume und Steinfresser.
Und jetzt folgt die herzzerreissendschönste Geschichte unserer gesamten Reise. Auf geht’s nach Mtskheta! Mit der Marshrutka in das Dorf welches gemeinsam mit dem auf einem Berg thronenden Klosters, an dessen Fuße sich das Dorf befindet, den spirituellen Mittelpunkt Georgiens bildet. Dort trinken wir Kaffee und planten den weiteren Fortgang des Tages. Zu Fuß hinauf oder mit dem Taksi? Taksi. Das Taksi stellt sich als weniger hilfreich als erhofft heraus, sollte es doch auf der Hälfte des Weges ganz unerwartet nicht mehr weiterkommen. Selbst tatkräftiges Schieben bringt nichts und wir sammeln unsere Siebensachen zusammen und machen uns auf eigene Faust zu Fuß los, Bergvagabunden sind wir. Und erklimmen schwindelnde Höhen (obgleich es den Höhen wohl eher weniger schwindelt als uns, außerdem tragen mich frierende Füße und Amusement über den Fakt, dass weder wir den Weg wissen noch die Krone des Klosterberges in Sicht ist). Verlaufen uns beinahe und sind so frei, zwei Reitersleut nach dem Weg zu fragen mit Händen und Füßen und allerlei Rotwangenlächeln. Bei dieser eloquenten Kommunikationsangelegenheit kommt folgendes bei raus: Wir stapfen zu sechst los, Jan Anna die zwei halbstarken aber spaßigen Georgier und das Pony, welches wunderbarerweise mit Eispickeln gespickte Hufeisen trägt und dementhalber einen sicheren Tritt tritt wo wir schliddern rutschen und fluchen. Spaßigerweise profitieren Anna und ich davon indem wir mal eine mal die andere mal alle zwei auf dem Rücken des Ponies das auf den Eiszapfen läuft thronen. Ich nicht so sehr und so gern da es sich das messerkantige Rückgrat des Tieres gemütlich macht und ich das bei aller Liebe nicht besonders gut ertragen kann. In solcher Façon bestreiten wir also den Anstieg und weil wir uns gegenseitig nicht gut verstehen schwindet irgendwann das Konversationsmerkmal und es wird gesummt und gesungen, ganz verhalten von mir und wunderbar laut, einsam schön und klar von den zweien Georgiern deren Stimmen ohne zu Klopfen in die Ohren eintreten und so klingen wie die zugeschneiten kalten brutaltödlichen Bergspitzen aussehen.
Oben angekommen bekommt das Pferd einen Apfel und wir treten ein in das Kloster und schauen hinunter zu allen Seiten. Wir zünden eine Kerze an und schlachten Schneebälle, steigen wieder hinab und Jan hilft jemandes kleines Vierradüberlandundstockundsteingefährt aus einem Bach zu befreien wo es zweifellos sonst der Naturgewalt ausgesetzt und aller Liebe entzogen einsam vor sich hinverrostet wäre.
Wir sagen Adieu. Wir finden unser Taksi wieder und lassen uns zurück hinunterkutschieren, die Köpfe benebelt ob unseres Abenteuers.
Zurück zu Hause lassen wir den Abend bei ein paar Flaschen Wein gemütlich und trocken ausklingen.
Es folgt das große Ski-Abenteuer, erstmal für Jan und Anna weil ich ein Igel bin und dann auch für mich beziehungsweise für meine Augen. Ich bin etwas fontänenangeschlagen und tausche lediglich mit Anna die Klamotten damit ich zumindest im Geiste zum ersten Mal in meinem Leben Si fahre während meine astrale Projektion im Restaurant sitzt und sich aus dem Lehrstuhl die Türkei besieht. Anna ist betrunken. Der Schnee ist höher als ich groß bin.
Wir fuhren außerdem am Tag zuvor nach Gori und erklimmen eine Felshöhlenstadt, die zwar Einwohnerlos dafür aber mit einer Kirche ausgestattet ist. Ich bin immer noch krank und mir missfällt dies extrem.
Zurück mit den zerstreuten Gedanken ins Restaurant wo ich Stundenlang sitze und Franzosen beim Französieren zuhöre.
Wir treffen Mariam die Schöne und Dinieren, Singen und Café Gallerieren wo Anna plötzlich fehlt und ich auf dem Rückweg auf eine Baustelle klettere aus dessen Phoenixasche irgendwann ein haus emposteigt. Nahe des Sonnenaufgangs fahren wir mit einem Taksi an einen See, den wir nicht sehen da es eben erst nahe des Sonnenaufganges ist und die Sonne noch nicht aufgegangen und wir haben Frierspaß und fahren unverrichteter Dinge zurück und zwar nur, um auszusteigen in den Morgen und Tbilisi in ein rosaorange getünchtes Tuch eingewickelt zu sehen und von der Schönheit des Lichtes sprachlos nach Hause marschieren zu lassen.
Wir kanonisieren den echten absolut undeutschtraditionierten Nudelsalat der wunderlecker ist aber wie immer alles andere als so geplant. In einer weiteren Nacht-und Nebelaktion hitch-hiken wir nach Rustavi haha, nein nein, wir kommen leider und oh Wunder nur bis zum Hamam und lassen uns einfach morgens ungenächtigt und betrunken Eierbeduschen.
Frau Alena hat nun Medizin und sie fährt alsbald hoch hinaus in die Berge um dort nicht Ski sondern Skilift zu fahren. Ich verbrenne mir also die Lippen während ich mich an meinen zerschossenen Glühwein klammere und die Augen kaum für die leuchtenden Berge öffnen kann. Lasse mir eine Zigarette ausgeben und bleibe in einer kurzen Schreckminute mitten in der Abfahrt im Skilift neben einem sympathischen jedoch etwas untersetzten Sekuritätsgeorgier hängen.
Unten angekommen springen Anna und ich in eine Schneewand und esses Kartoffelbrei und finden den Weg zurück nach Hause und sehen ungeschlafenen Auges die Sonne wieder aufgehen.
Treffen wieder Mariam die Schöne und zwar mit versammelter mannschaft aus Georgien, mit der wir wieder Dinieren und einen Film sehen. Und videotefelnieren mit Bekannten Seelen im fernen estnischen Tartu.
Und dann passiert das vielleicht witzigste Erlebnis unserer Reise. The amazing fairy wheel day. Wir ziehen aus, um uns vom Riesenrad fahren zu lassen. Wir werden im Hauptbahnhof angesprochen, Sekt zu probieren. Der Tisch auf dem Plastiksektgläser und Flasche steht bricht zusammen und trara! Auf uns springt zu die camera caché und kurbelt. Wir bekommen den Sekt und stiefeln weiter in Richtung Riesenrad. Der Spielplatz hatte für gratis geöffnet jedoch bewegte sich kein Millimeter Spaßgerät, nur der Fotoapparat fotoappariert. Wir besteigen allerhand Plastik und Eisen und fangen ein klassisches Mädchen-gegen-Jungs Schneeballspiel and wo es weder Gewinner noch Verlierer gibt bis auf Charles, dessen Jacke einen schmerzhaften Riss einbüßt. Wieder zurück zu Hause beschließen wir, die Einladung Charles' anzunehmen und besorgen uns Tickets nach Armenien. Wir wollen dorthin so schnell wie möglich und planen die Abreise für den nächsten Tag. Wir werden jedoch an einen alten selbstauferlegten Fluch erinnert der sich nun bewahrheiten soll: Um Warteverwirrungskostenspielzeiten zu vermeiden, erklärten wir uns die Haare schneiden zu lassen sollten wir länger als geplant und sei es auch nur irgendwo bleiben. Gesagt getan, ein neu dazugekommener Mitspieler und Anna lassen sich die Haare absäbeln und ich bekomme Prinzessinnenlocken. Ich bin damit ganz gut aus dem Schneider denn meine Locken werden bald wieder glatt wobei Anna und der Franzosenmitspieler noch länger frieren: Annas Stirn ziert ein wahrhaftig misslungener neuer Pony und der Franzose hat nunmehr einfach etwas kürzeres Haupthaar.
Bald jedoch sitzen wir im Zug, nach Lastminuteoperation am Pony ausgeführt von unserer Herbergsmama. Wir fahren also wieder unser Lieblingsmitfahrzeug: Nachtzug. Und wir trinken Bier und kommen ungeschoren über die Grenze und bewundern unser Armenisches Visum. Florent, Charles, Benoit und Ronan sind unsere Gastgeber und wir verbringen eine schöne Zeit und treiben allerlei Wirrwarr. Wir springen halbangezogen in einen schneegefüllten Swimming Pool und schneegrillen und springen in eine Schneefontäne und versuchen Tanzen zu gehen was nicht klappt und dann sind wir auch wieder von dannen, ab mit der Marschrutka zurück nach Georgien. Und Tschüss, Berg Ararat! Und Yerevan. Mit dem Überdachmarkt mit altem Kino.
Und dann heißt es auch irgendwann Adé Tbilisi, es war wunderbar. Wir fahren nach Mestia wo man die Welt vor lauter Kühen nicht sieht wo aber dafür ein gesprächiger Truthahn wohnt. Wo ich wieder igelte und zwar mit eingebauter Langstreckengiftstachelweitwerfanlage eingebaut alle 5 Millimeter und deswegen ziehe ich mich zurück und lasse die beiden kundschaften. Jan und Anna sind also irgendwann betrunken wieder da und haben den georgischen Volkstrauertag begangen und das heißt viel Wodka trinken. Ich trinke Chacha. Und runzle mal wieder ernsthaft die Stirn.
Tags darauf verpassen wir ganz beinahe das Taksi und schaffen es doch und auf geht’s gen Westen, hin zur Türkei! Gesagt getan.

Reise-Turkei 2012


Wir fahren nach Batumi und beinahe komme ich nicht über die Grenze. Komme ich aber doch, halte den ganzen Bus auf und veranlasse leider dass einige Menschen ihren Flieger nach irgendwo verpassen. Nun denn, in Batumi gehe ich beinahe verschütt gehe ich aber doch nicht und wir sind irgendwann bei Ozan, einem Bekannten aus Tartu. Dort nächtigen wir und feiern Jans Geburtstag, sein Geburtstagsgeschenk haben wir ihm auf einem Markt wo uns außerdem zwei Birnen geschenkt wurden noch bevor wir in Mestia waren in einem verwunschenen Dorf mit Orangenhain zusammenbesorgt und es ist ein wunderbares Geschenk.
Wir verbringen unseren Aufenthalt in Erzurum damit, Skipisten anzusehen, durch die Stadt zu wandern und Tukish-Style-Teahouse-Tea zu trinken, generell zu trinken und im Carrefour (einem Erlebniseinkaufskomplex) zu dinieren und Hochschul-Zelebritäten zu werden und über Tulpendiebe bescheid zu wissen und Schlittschuh zu fahren. Schlittschuhfahren in Erzurum ist eine Erfahrung, die den Schrecken der Kopfsteinpflasterschlittschuhbahn Yerevans ungehindert in schöneren Farben malt. Anna und ich huschen elegant präzise und schnell über das Eis und es kommt beinahe ein wenig Romantik auf. Es folgt ein eigener Tanzflur in einem angesagten Klub Erzurums und viel viel Drama um die Dramakönige Ozan, Sercan und Erman. Königlichkeiten die Jan entfliehen und auch Mert merkt nix. Nach vielen Tränen und viel Zeit in Erzurum sagen wir Tschüss und Adieu, und wir machen uns auf die Komfortfahrt im Komfortbus auf den Weg nach Istanbul. Istanbul. Istanbul. Istanbul ist eine Stadt, eine Großstadt und was passiert mit mir in Großstädten: Mein Orientierungssinn meldet sich nach langem Urlaub zurück und zwar ausgeruht und voll Tatendrang.  Aber es geht runter wie warme Ohren und es gibt keine Verletzungen und auch keine Amputationen. Wir wandern also durch Istanbul, europäisch und asiatisch, über den Bosporus und wieder zurück und ich fühle mich wunderpudelwohl. Es ist kalt aber es war auch schon mal kälter, die Sonne scheint, die Stadt ist wunderschön es gibt Falafel und Hamam. Es gibt den großen Markt wo Anna und ich uns Flatterhosen besorgen und wir uns alle drei verlaufen. Es gibt das wunderbare Hostel und es gibt die herrlichen Sehenswürdigkeiten. Es gibt dann die kleine Stipvisite nach Eskisehir zu Tural, die war schön und schrecklich und wir bowlen und dann heisst es ab nach Istanbul. Istanbul. Istanbul und tschüss, ihr Trottel! Ich fliege nach Hamburg. Es wird Eis gegessen. Auf dem Flughafen. Ich lasse dicke Seelefantentränen an mir herunterkullern als das Flugzeug in Hamburg an die Planke dockt und vergesse den ganzen Flug über mich zu betrinken. Dafür höre ich Charts.

Es gibt als Bonbon noch eine Woche Tartu oben drauf zum Geburtstag und das war herrlich. Anna und ich schwimmen mit Luft und Wasser bekleidet im Emajögi.