Es galt, die Fähre aus Travemünde
nach Trelleborg zu erwischen, und nach einigen hamburgischen
Last-Minute-Reparaturen am betagten VW-Bus (T4) sattelten wir das
Huhn und brummten los. Rudergirl Regina kennt die Strecke mit
geschlossenen Augen und Drehwurm und wir ließen uns nicht lumpen
sondern fuhren schnurstracks goldrichtig rauf aufs Boot. Fest
verkeilt hieß es Alle Mann An Deck! Auf der großen Überfahrt
besorgte ich mir den ersten und einzigen Sonnenbrand der Tour. Nun,
was wir während der paar Stunden Aufenthalt an Bord taten: Wir
brutzelten gehörig in der Sonne, lasen uns gegenseitig Karteikarten
auf Französisch vor, spielten und ich ließ die zwei Grazien
Einkaufen. Welch eine gute Idee! Zum Anglerglück fehlte uns nämlich
noch die Angel. In weiser Voraussicht hatten wir alles andere im
Gepäck (Angelschnur, Haken und Kreuzworträtselheft). Nun waren wir
auch in dieser Hinsicht komplett.
Nach einer ruhigen, entspannenden
Fährfahrt ging es also von Bord und schlichtweg geradeaus in
Richtung Norden. Das Dalsland war unser Ziel, und wir verfolgten es
rigoros. Bewunderten die herrliche Natur und sprangen kurz
entschlossen in die Ostsee, Luftlinie gegenüber von Dänemark, lag
irgendwie auf dem Weg. Weiter ging es, Schwedens West Coast entlang,
und bald senkte sich die Sonne in Richtung Horizont. Es wurde dunkel,
und die Steuerfrau fuhr eins A mit Sternchen mal mit Normallicht, mal
mit Fernlicht und dazwischen in Intervallen auch mal ganz ohne Licht,
weil es nicth leuchten wollte. Frohen Mutes verspeisten wir Rennautos
aus Gummi aus der Weingummi-Ostersammlung und kamen tatsächlich
irgendwann in Ed an, fanden unsere finale Destination allerdings
nicht und wurden dann doch von unseren zwei Gastgebern am Wegesrand
aufgesammelt. Im Konvoi à deux ratterten wir über Stock, Stein und
Schlagloch und meinten hören zu können wie das Autochen langsam
aber sicher desintegriert. War aber nicht so.
Ein Late-Night-Bier, eine Tour durch
das Haus, welches wir die nächsten Tage unser Heim nennen sollten,
Schlafsäcke ausgerollt und Handys aufgeladen und ab in die Koje: Ein
ganzer Tag auf vier Rädern unterwegs zu sein raubte nicht nur dem
Auto Kraft.
Der nächste Tag erstrahlte in holder
Frische, Sonnenschein und Kaffeeduft. Windrauschende Baumkronen,
Eilwolken am sonst blauen Himmel, wirrsurrende unzählige Insekten –
Auf ins Abenteuer! Die Modalitäten: Ein Auto voll mit Leckereien,
Wein und Weib. Ein Haus mit Wildwuchsgarten, fließend Strom und ohne
Wasser. Ein hamburger Jung und vier hamburger Deerns.
Es folgte eine Woche Landidyll. Angeln
und Blaubeeren und Pfifferlinge sammeln. Im See einmal Baden gehen,
frischer Fisch und Armeen von Mücken. Ach ja, und die Special Guests
betreuen: Ich hatte mir als besondere Freude zwei Hausarbeiten
mitgenommen und war zeitweilig fleißig am Schreiben. Daher machte
ich auch bei einigen Ausflügen einfach nicht mit: Ein paar
Pfefferfindetouren mit Fischfangkombinat, eine Reise in den riesigen
Nationalpark und damit vielleicht auch ein paar Schritte in Norwegen.
Dafür kam ich mit ins Freilichtmuseum und fand heraus, dass ich
genau 1,65 Meter groß bin. Und einmal Einkaufen war ich auch mit und
fand heraus, dass Gurken ein sündhaft teurer Luxus sind für den man
doch auch mal vier Euro pro Stück hinlegen kann. Oder warens doch
fünf? Hm. Außerdem gab es im Haus das ein oder andere Mal ein ganz
besonderes Event: die Guten Morgen Muskelkraft Girls (Regina,
Katharina und ich) legten zwei Mal ihre einmalige Show auf die
Dielen.
So hieß es jedoch irgendwann auch
Adieu Håbol, Adieu Dals Ed, die Gastgeber reisen heim und wir gen
Osten. Rein in den Bus und angeschnallt, wir machen uns auf die Reise
ins Ungewisse!
Und rumpelten los. Bevor wir im
Paradies ankamen mussten wir einige harte Prüfungen bestehen. Die
Frontscheibe wurde mit Steinen bekannt, und die
Beifahrerfensterscheibe stellte sich quer und wollte nicht mehr
zugehen. Und das en passant einer Papierfabrik oder
Müllverbrennungsanlage, und die stank mir gewaltig. Rudergirl Regina
hatte den Skipperdreh raus und machte das Glas gefügig, mit ein
bisschen sanfter Gewalt und der Anweisung, nicht mehr an der Kurbel
zu drehen. Aye Aye, wird gemacht! Der Tag verging, wir saßen
vergnügt im Auto und fanden am späten Nachmittag unser Paradies.
Dies findet sich unweit eines offiziellen Campingplatzes doch wir
Füchsinnen fuhren weiter und nisteten uns auf einem Wildcamp ein.
Zelt aufgebaut, Menü zusammengestellt, Angel ausgeworfen und bald
auch den Kocher aktiviert. Herrlich. Sich gegenseitig beglückwünscht,
die Beine ausgestreckt und gemütlich am Glimmstengel gesogen. So ist
das Leben doch schön! Und es war wirklich sehr, sehr schön. Und mir
nachts ein wenig unheimlich, allein im Zelt, Elchen, Ottern, Bären,
Füchsen, Schlangen und Campern ausgeliefert... Doch kann selbst das
lauteste Herzklopfen bald nicht mehr wach halten und so
entschlummerte auch ich irgendwann. Die anderen zwei hatten das
Combi-Comfort-Ticket und sich einen Platz im Bett im Auto reserviert.
Und so ging es auch weiter, denn
anstatt von Ort zu Ort zu hetzen gingen wir den Spaß entspannt an
und blieben noch einen Tag im Paradies. Wenn man schon mal da ist.
Und jede für sich machte ihre kleine Wanderung, die eine ging die
ersten Schritte auf einem Boulderpath im Naturschutzgebiet, mit dem
Klapprad Rad fahren und Holz sammeln, die anderen gingen Schwimmen
und auch zu Fuß daher, bis man sich wieder traf und gemeinsam das
Nachtmahl verputzte. Und am Feuer Zehen und Finger wärmte.
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